Gegen den Widerstand aller Mitarbeiter der Medizinischen Hochschule und des Rates der Stadt Erfurt, trotz zahlreicher Protestaktionen der Erfurter Bevölkerung – dokumentiert durch 75.000 Unterschriften - und entgegen der Empfehlung des Wissenschaftsrates der Bundesrepublik Deutschland, wurde unter der Regierung von Bernhard Vogel die Medizinische Akademie Erfurt (MAE) zum 31.12.1993 geschlossen.
Angeblich wegen zu hoher Kosten und für den Bedarf in Thüringen ausreichenden medizinischen Studienplätzen in Jena. Die MAE war 1954 aufgrund fehlender klinischer Studienplätze an den Universitäten der DDR gegründet worden und verstand sich als Nachfolgerin der ältesten Universität (1392-1816) auf dem Boden der DDR.
Die Neugründung der Erfurter Universität mit Schwerpunkt auf Sozial- und Geisteswissenschaften und ohne Medizinische Fakultät erfolgte im selben Atemzug.
Der chronische Ärztemangel, vor allem auf dem Lande, ist seit vielen Jahren bekannt und zum Teil durch (Partei-) politische Fehlentscheidungen zu verantworten, wie sie 1992/93 in Erfurt durchgesetzt worden sind.
Die Autorin als Zeitzeugin dieser aufregenden Jahre in Erfurt ist, aus Hamburg kommend, vom 1. Juli 1990 bis 2006 als Neurochirurgin an der MAE tätig und mitten drin gewesen im Wechselbad der Hoffnungen auf den Erhalt der Medizinischen Akademie und ihrem politisch gewollten Untergang.
Jutta Krüger wird im Juli 1941 geboren, als Tochter des zwei Monate zuvor auf der „Bismarck“ gefallenen Vaters. Sie wächst mit ihren drei älteren Geschwistern und dem jüngeren Halbbruder in Göttingen auf. Nach dem Studium der Medizin (und Sportwissenschaften) in Mainz, Tübingen, Wien und Hamburg beginnt sie ihre Ausbildung in der Neurochirurgischen Klinik der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main, wo sie 1980 habilitiert. Nach dem Chefarztwechsel geht sie 1981 an ein Klinikum der Maximalversorgung nach Hamburg und wird am 15.12.1986 zur Professorin an der Hamburger Universität ernannt. Nach der Abdankung des Staatsratsvorsitzenden der DDR Erich Honecker am 17.10.1989 knüpft sie Kontakte nach Ostberlin mit dem Ziel, dort zu arbeiten, von wo viele geflohen sind. Sie bekommt schließlich eine Stelle als nachgeordnete Oberärztin an der Medizinischen Akademie Erfurt, deren Untergang sie hautnah miterlebt und mit bekämpft. Nach dem politisch gewollten Untergang der Medizinischen Hochschule Erfurt und Herauslösung der chirurgischen Fächer Unfall-, Kinder-, Thorax-und Gefäß- sowie Neurochirurgie aus dem Schoß der Allgemeinen Chirurgie wird sie zur Chefärztin der Neurochirurgischen Klinik berufen, wo sie bis zu ihrer Berentung im Jahr 2006 die Abdriftung der Medizin in eine ökonomische Disziplin miterlebt.
Die Autorin, habilitierte Neurochirurgin, legt mit der Erzählung der Abwicklung der damaligen Medizinischen Akademie Erfurt eine so typische Nachwendegeschichte vor, daß sie nicht nur für das zahlreiche ehemalige Personal dieser medizinisch-praktischen und Lehreinrichtung oder nur für Erfurter Bürger lesenswert erscheint.(...)
November 2016
Die Autorin, habilitierte Neurochirurgin, legt mit der Erzählung der Abwicklung der damaligen Medizinischen Akademie Erfurt eine so typische Nachwendegeschichte vor, daß sie nicht nur für das zahlreiche ehemalige Personal dieser medizinisch-praktischen und Lehreinrichtung oder nur für Erfurter Bürger lesenswert erscheint.(...)