"Meine Liebe, ich will eine Welt, in der unser Kind frei sein kann, ohne sich für eines unserer Völker schämen oder vor einem der beiden fliehen zu müssen. Keine, in der es zwischen Gräben kriechen und sich die Haut an Stacheldrähten aufreißen muss, um zu überleben. Ich kann das nicht mehr. Wir müssen doch etwas tun können."
Das ist die Welt, in der ich aufwuchs. Eine unbarmherzige Welt, die ihre Kinder ausspuckt und bald wieder verschlingt. So dachte ich, bis ich einen Jungen kennen lernte, dessen Welt noch grausamer war als die, vor der ich mich immer gefürchtet hatte. Zusammen entkamen wir dieser Welt, doch egal ob wo - in dieser Welt befindet man sich immer zwischen Gräben.
Meine Geschichte beginnt in einem kleinen Dorf nahe Gaza-Stadt. Die meisten stellen sich darunter sicher vor, dass jeder Morgen in ständiger Angst und mit Schusswaffengeräuschen begann, doch ich hatte eine schöne Kindheit, zusammen mit meinem älteren Bruder und meinen Eltern. Doch mit der Zeit wurden die äußeren und inneren Umstände im Land zu unsicher und meine Eltern brachten sich und mich in Sicherheit und gelangte über viele Umwege nach Deutschland, während mein Bruder zum Militär ging und in Gaza blieb. Während ich Deutsch lernte und zur Schule ging, zählte er in Bunkern die Munition. Während ich meinen Abschluss schaffte, fuhr er für Einsätze in die Wüste. Auf meinen letzten Brief, in dem ich ihm erzählte, dass ich eine Arbeit gefunden hatte, antwortete er nicht, denn er war im Gefecht ums Leben gekommen. Daher möchte ich meine Geschichte teilen. Für ihn und alle in Gaza.
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