»Die großen Schwierigkeiten, welche ein solcher philosophischer Aufbau der Kriegskunst hat, und die vielen sehr schlechten Versuche, welche darin gemacht sind, hat die meisten Leute dahin gebracht, zu sagen: es ist eine solche Theorie nicht möglich, denn es ist von Dingen die Rede, die kein stehendes Gesetz umfassen kann. Wir würden in diese Meinung einstimmen und jeden Versuch einer Theorie aufgeben, wenn sich nicht eine ganze Anzahl von Sätzen ohne Schwierigkeit ganz evident machen ließe: daß die Verteidigung die stärkere Form mit dem negativen Zweck, der Angriff die schwächere mit dem positiven Zweck ist; daß die großen Erfolge die kleinen mitbestimmen; daß man also die strategischen Wirkungen auf gewisse Schwerpunkte zurückführen kann; daß eine Demonstration eine schwächere Kraftverwendung ist als ein wirklicher Angriff, daß sie also besonders bedingt sein muß; daß der Sieg nicht bloß in der Eroberung des Schlachtfeldes, sondern in der Zerstörung der physischen und moralischen Streitkraft besteht, und daß diese meistens erst im Verfolgen der gewonnenen Schlacht erreicht wird; daß der Erfolg immer am größten ist, wo man den Sieg erfochten hat, daß also das Überspringen von einer Linie und Richtung auf die andere nur als ein notwendiges Übel betrachtet werden kann; daß die Berechtigung zum Umgehen nur von der Überlegenheit überhaupt oder von der Überlegenheit der eigenen Verbindungs- und Rückzugslinie über die des Gegners entstehen kann; daß Flankenstellungen also auch durch dieselben Verhältnisse bedingt werden; daß sich jeder Angriff im Vorgehen schwächt.«
Carl von Clausewitz (1780-1831), preußischer Generalmajor und Militärwissenschaftler wurde durch sein unvollendetes Hauptwerk »Vom Kriege« bekannt, das sich mit der Theorie des Krieges beschäftigt. Seine Theorien über Strategie, Taktik und Philosophie hatten großen Einfluß auf die Entwicklung des Kriegswesens in praktisch allen westlichen Ländern und werden bis heute an Militärakademien gelehrt. Sie finden auch im Bereich der Unternehmensführung sowie im Marketing Anwendung. Seine Familie stammt aus einem oberschlesischen Adelsgeschlecht. Dank bester Empfehlungsschreiben gehörte er im Oktober 1801 zum ersten Jahrgang der von Scharnhorst neu gegründeten Allgemeinen Kriegsschule in Berlin. Im Jahre 1806 zog Clausewitz als Stabskapitän und Adjutant in den Vierten Koalitionskrieg. Nach der preußischen Niederlage wurde er nach Berlin gebracht und Napoleon I. vorgestellt. In dem kurzen und herablassenden Gespräch behauptete Napoleon, daß er stets den Frieden gewünscht habe und gar nicht verstehe, warum Preußen ihm den Krieg erklärt habe; diese Behauptung wurde von Clausewitz später in den Ausspruch übertragen: »Der Eroberer ist immer friedliebend, er zöge ganz gerne ruhig in unseren Staat ein.« Clausewitz verbrachte 1807 ein Jahr in französischer Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr holte ihn Scharnhorst 1809 in seinen persönlichen Stab. Von da an arbeitete er als einer der wichtigsten Reformer an der Reorganisation der Armee. Im Jahre 1810 wurde er zum Major befördert und diente als Scharnhorsts Bürochef sowie als Lehrer für Generalstabsdienst und Taktik. Darüber hinaus unterrichtete er als Hauslehrer auch die preußischen Prinzen. Er nahm als Mitglied der russischen Armee an allen wichtigen Schlachten teil, bis es ihm im April 1814 erlaubt wurde, als Oberst nach Preußen zurückzukehren. Clausewitz wurde 1818 zum Direktor der Allgemeinen Kriegsschule in Berlin berufen. Sein Hauptwerk »Vom Kriege« entstand zwischen 1816 und 1830 und wurde erstmals 1832-34 von seiner Witwe herausgegeben. 1831 ging er nach Breslau zurück und starb wenige Tage darauf wahrscheinlich an der Cholera.
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