Die Miniaturen op. 54 vereinen vier kurze Klavierstücke unterschiedlichen Charakters, die sowohl als Lehrstücke wie auch zur Spielliteratur taugen. Sie sollten den Ansprüchen einer breiten Mehrheit der musizierenden Bevölkerungsschichten ihrer Entstehungszeit gerecht werden, wobei der Komponist diesem Kalkül aber trotzdem nicht die Eigenheiten seines Personalstils opferte. Seine Miniaturen op. 54 wurden im Dezember 1898, im Februar und im April 1899 in Musikbeilagen einer pädagogischen Tageszeitung veröffentlicht, die seinerzeit weite Verbreitung fanden. Die Titel der vier Klavierstücke - "Einsamer Gang", "Walzer-Capriccietto", "Meeresabend" und "Mazurka" - klingen in der Musik an: es sind echt empfundene Charakterstücke, die auch heutige Musizierende ansprechen und eine gute Bereicherung des Repertoires darstellen.
Vor allem durch zahlreiche Klavier- und Harmoniumstücke, die vor und nach der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert weite Verbreitung fanden, wurde der Damgartener Kirchenmusiker Hermann Bendix (1859-1935) überregional bekannt. Seine "Rügenlieder" wurden in den Strandbädern der Ostseeinsel sogar als Ansichtskarten verkauft. Obgleich er durchaus das Zeug zu einer überregionalen Karriere als Organist und Komponist gehabt hätte, entschloss er sich, sein Leben als einfacher Lehrer und Kantor in seiner Heimatstadt zu verbringen. Bald nach seinem Tod gerieten der Komponist und seine Werke in Vergessenheit. - Seit einem Jahrdutzend etwa werden Bendix' Musikstücke wieder in musikkritisch Neuausgaben vorgelegt; sie erfahren regelmäßige Aufführungen in ganz Europa und vermochten den Namen ihres Schöpfers wieder in das Bewusstsein des Musikbetriebs zu bringen. Seine Klaviermusik ist hervorragend gearbeitet und musikalisch ansprechenden; sie bietet alles, was das Klavierspiel in der Einstudierung wie im musikalischen Vortrag ausmacht.
Guido Johannes Joerg (Hrsg.)
Der Herausgeber Guido Johannes Joerg wird für seine Wiederentdeckungen von verloren geglaubten Kompositionen und deren Erst- und Neuausgaben geschätzt. Ganz im Sinne der Urheber bilden die akribisch und unter modernen musikkritischen Kriterien erarbeiteten Neuausgaben deren Werke so ab, wie sie ursprünglich gedacht waren - wie sie aber in ihrer Zeit nicht immer verwirklicht werden konnten. Die Ausgaben bieten ein modernes Notenbild, ein erläuterndes Vorwort zum Komponisten und seinen Werken sowie einen Kritischen Bericht.
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