Bilder einer langen Reise In den etwa 50 Räumen eines großen Gebäudes werden die Bilder einer langen Reise ausgestellt. Im Raum 2: Wechselfieber befinden sich die Traumbilder und Fieberphantasien einer Person, welche, von der Malaria zu Fall gebracht, mit dem Tode ringt. Raum 2: Wechselfieber Dass diese Fieberbilder gleich in einem der ersten Räume zu sehen sind, liegt daran, dass bereits hier, gleich am Beginn der Reise, viele der Themen der Bilder der folgenden Räume angedeutet werden. Der Tod ist eines der tragenden Themen im Dasein der Menschen, und nicht nur der Menschen. Der Tod betrifft alle und alles, wer will das bezweifeln. Und niemand weiß, warum es so ist, und ob es so bleiben wird, oder, vielleicht, auch nicht so bleiben wird. Der Traum der Menschen von der Unsterblichkeit kommt ins Spiel. Ein Bildbeispiel Hier ein Auszug aus einem der den Tod betreffenden Fieberbilder im Raum 2 (Raum 2.5 Bild 1): Eremias, Gesicht und Leib alt, und grau, und übersäht von braunen Malen und Narben. Das Fieber schien milder. Babuun wagte, sich zu ihm hinunter zu beugen. Babuun, in Atemnähe: Eremias, der Tod Eremias, ist es immer derselbe Tod? Eremias, kaum hörbar: Es ist immer derselbe Tod. Nur die Kleider wechselt er von Mal zu Mal. Babuun, in Atemnähe: Eremias, der Tod Eremias, warum hast du Angst vor dem Tod? Eremias, kaum hörbar: Verdammnis ist kein leeres Wort! Verdammnis ist ein sehr konkreter Fluch! Nur die Unsterblichkeit kann uns befreien. Wir müssen verhindern, dass der Tod uns das Bewusstsein nimmt
Biographisches B26 Die Kindheit ist ein immerwährendes und ein immer wirkendes Element im Leben eines Menschen. Und entsprechend zahlreich sind die Bilder aus dieser Zeit. Es war in Jahren um 1949/50. Die Eltern waren an den Wochenenden oftmals aus, zum Tanzen, zum Dorfball. Es war die Zeit nach dem Kriege, und nach all der Not hatten die Eltern das Bedürfnis, etwas Spaß zu haben, etwas nachzuholen. Sie schickten mich zu Bett und ließen mich allein. Damit es keine Missverständnisse gibt: Es hat mir nichts ausgemacht, ich hatte nichts dagegen, ich hatte keine Angst. Und bis heute habe ich keinen Groll, oder so. Im Gegenteil. Es waren gute Eltern, und sie waren so jung. Ich erinnere mich sehr gut. Es waren diese einsamen Nächte, Mondnächte vor allem, in denen ich allein war. Der Wind rüttelte an den Fensterläden unseres Häuschens, einem winzigen Behelfsheim. Vatern hatte es mit Hilfe seiner Brüder und Schwäger gebaut. Die einsamen Nächte. Der Sturm trieb die Wolken unter dem Mond dahin, verdunkelte ihn, gab ihn frei. Ich konnte es von meinem Bett aus verfolgen. Manchmal gab es den Mond ohne Wolken. Bis heute sehe ich das Narbengesicht des Mondes. Ich muss von einer Art Mondsucht befallen gewesen sein. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Das einsame Kind und der einsame Mond, bis heute glaube ich, dass wir beide zusammengehören.
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