Stiegel der Holzhauer - klingt wie der Titel eines unscheinbaren Heimatromans aus der Kategorie Erbauungsliteratur für die Provinz. Ein harmloses Reclam-Heftchen, das irgendwo zwischen Goethe und Fontane im Regal verstauben könnte. Doch diese kleine Broschüre hat mehr mit Sabotage und Manipulation zu tun als mit Lyrik und Landschaftsbeschreibungen. Sie ist ein genialer Coup der britischen Schwarzen Propaganda, ein Produkt der Division of Psychological Warfare. Ein Wolf im Schafspelz, der deutsche Soldaten und Arbeiter gleichermaßen ins Visier nahm, um sie mit subversiven Ideen zu vergiften. Was steht drin? Nicht, wie man Bäume fällt oder Gedichte schreibt, sondern wie man Tuberkulose vortäuscht, Gelbsucht simuliert oder sich gleich komplett aus dem Kriegsgeschehen verabschiedet - elegant und mit Erfolg. Stiegel der Holzhauer war eine Anleitung zur Sabotage des eigenen Körpers, ein Werkzeug, um das Getriebe der deutschen Kriegsmaschinerie zu blockieren. Nicht mit Bomben oder Kugeln, sondern mit Krankheitssymptomen und Fieberthermometern. Der wahre Gegner? Die eigene Führung. Ulrich Wirth nimmt die Leser mit in die finstere Welt der Schwarzen Propaganda - jene perfide Kunst, die nicht mit der Axt angreift, sondern mit Zweifeln, Verunsicherung und Manipulation. Die Political Warfare Executive des britischen Foreign Office wusste genau, was sie tat: Das Heftchen war mehr als ein psychologischer Angriff, es war ein Meisterstück subversiver Kommunikation. Wie überzeugt man einen Soldaten, sich gegen seinen eigenen Staat zu wenden? Indem man ihm zeigt, dass Überleben cleverer ist als Gehorsam. Der Clou dieses Buches? Es bleibt nicht bei der historischen Analyse. Wirths Mutter fand das Heft 1943 an einem Spätsommermorgen - eine reale Begegnung mit der Propaganda der Alliierten. Der Autor webt diese biografische Anekdote gekonnt in seine Erzählung ein und verbindet die persönliche Geschichte mit einer fundierten Analyse der psychologischen Kriegsführung. Das Ergebnis: Ein Buch, das Historie greifbar macht, ohne ins Akademische abzurutschen. Dieses Buch ist keine einfache Kost. Als Faksimile ist es ein Blick in die Abgründe der menschlichen Psyche und in die düstere Effizienz des Zweifels als Waffe. Doch es lohnt sich - nicht nur für Geschichtsfreaks, sondern für alle, die wissen wollen, wie Macht funktioniert, damals wie heute. Ein scharfsinniges, subversives Werk, das zeigt: Die Feder ist mächtiger als das Schwert. Oder, in diesem Fall, das Thermometer.
Manchmal kommt alles ganz anders. Und das ist auch gut so. Mit einer Arbeit zur politischen Bildpublizistik der französischen Dritten Republik und damit über ideologische Diskurse erwirbt Ulrich Wirth seinen M.A. als Bester seines Jahrgangs mit Auszeichnung. Das Thema zu einer Dissertation auszubauen, bietet sich an, weshalb er sich um ein Stipendium der Landesgraduiertenförderung bewirbt, erfolgreich, aber er hat es nur knapp 24 Stunden, nachdem die Frauenbeauftragte ein Veto einlegt. Nichts zu machen. Er ist bereits Vater und trägt Verantwortung. Deswegen beschließt er, seine erfolgversprechende akademische Karriere an den Nagel zu hängen und sucht sich Arbeit. Eine richtige Entscheidung, denn das Schicksal vieler Kommilitonen, nach der Promotion mit Selbstausbeutung auf einer halben BAT IIa-Stelle und zig Kettenverträgen in einem nicht erfüllenden Brotjob zu landen, bleibt ihm erspart: Der Elfenbeinturm ist ein Beinhaus. Nach Stationen in der Unternehmenskommunikation der Volkswagen AG, postgradual als Volontär in der Abteilung Archive und Informationsprodukte der Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH und als Information Specialist am Potsdamer Institut für Information und Dokumentation (IID) verantwortet Ulrich Wirth seit zwei Jahrzehnten in privatwirtschaftlichen Unternehmen und universitären Bildungszentren der Gesundheitswirtschaft das Betriebliche Bildungsmanagement. Seit 2014 leitet er das Schulzentrum des Universitätsklinikums des Saarlandes in Homburg, wo er sich überaus erfolgreich für Aus-, Fort- und Weiterbildung und damit die Fachkräftesicherung in den Gesundheitsfachberufen engagiert. Dieses Engagement wird 2022 mit dem Bildungspreis der Saarländischen Wirtschaft belohnt. Er arbeitet im Saarland und lebt in der malerischen Südwestpfalz, wo es ihn manchmal überkommt, Texte mit historischem Bezug zu verfassen.
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