Durch den technologischen Wandel der letzten 15 Jahre haben sich Rezeptionsgewohnheiten wie auch journalistische Arbeitsweisen verändert. Das vorliegende Buch thematisiert diese Umbrüche für Österreich sowohl aus Sicht der Rezipientinnen und Rezipienten, wie auch aus Perspektive der Chefredaktionen. Ausgehend von feldtheoretischen Annahmen wird diskutiert, inwieweit tatsächlich ein Wandel der gesellschaftlichen Rolle von Journalismus zu beobachten ist, oder ob Veränderungen der journalistischen Praxis rein auf technologische und wirtschaftliche Entwicklungen zurückzuführen sind. In zwei Erhebungswellen wurden in den Jahren 2013 und 2015 801 Personen im Raum Salzburg zu ihren aktuellen Nutzungsgewohnheiten, ihrer Einstellung zum Journalismus und dessen Wandel im Rahmen mittels Face-to-Face-Surveys befragt. Ergebnisse dieser Studien zeigen, dass der internationale Trend zu Onlinenachrichten aufgrund von Kohorten-Effekten in den nächsten Jahren auch in Österreich zu tragen kommen wird. So sind aber weder jüngere noch ältere Nutzer wie Nutzerinnen bereit für Onlinenachrichten zu zahlen, alternative Einnahmequellen wie Advertorials werden kritisch gesehen. Dennoch ist das Vertrauen in klassische Medienanbieter hoch und die Rezipientinnen wünschen sich transparenten, kritischen und unabhängigen Informationsjournalismus. In Leitfadeninterviews stellen die befragten Chefredaktionen die aktuelle Situation als Herausforderung dar und geben in ihre Perspektive zum Wandlungsprozess preis. Zunehmend auftretende Finanzierungslücken sollen über thematischen Nischen, das Errichten von Pay-Walls und das Aufkommen von Nebengeschäften, abseits des klassischen Journalismus geschlossen werden. Dabei ist in der Selbstwahrnehmung der Medienanbieter und -anbieterinnen die Aufgabe des Journalismus unverändert. Sie möchten als unabhängige Berichterstatter und -statterinnen auftreten, obwohl wirtschaftliche Instabilität und Einflussversuche durch Wirtschaft und Politik dies gefährden. Zudem werden das schlechte Image des Berufsstands, sowie die Belastung durch neue Aufgaben als Problemfelder thematisiert. Während bei Rezipientinnen als auch Produzentinnen ein deckendes Problembewusstsein vorhanden ist, zeichnet sich aufgrund von sinkender Zahlungsbereitschaft und steigender Skepsis gegenüber traditionellen Medienangeboten ein negativer Trend ab. Dieser könnte langfristig zur Erosion des Printzeitungsmarkts führen, wie es bereits in anderen Ländern zu beobachten ist.
Alexander Rauschnick hat Soziologie an der Universität Wien studiert und sich im Rahmen seiner Master-Arbeite mit den unterschiedlichen ″Internet Usage Styles″ in Österreich beschäftigt. Er lehrt seit 2015 gemeinsam mit Dimitri Prandner im Bereich der Webwissenschaften. Seine Forschungsinteressen sind im Bereich des gesellschaftlichen Wandels durch die Digitalisierung der Gesellschaft verankert.
Jana Büchner
Sarah Brandstätter
Andreas Röser
Jakob Lamprecht
Jessica Würth
Reiner Maislinger
Thomas Surrer
Dimitri Prandner (Hrsg.)
Dimitri Prandner studierte Soziologie an der Johannes Kepler Universität. Von 2010 bis 2016 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Kommunikationswissenschaft an der Paris Lodron Universität Salzburg, bevor er an die Abteilung für empirische Sozialforschung an der Johannes Kepler Universität wechselte. Neben seiner Forschungstätigkeit ist er Lektor für empirische Sozialforschung, politische Soziologie, Web-Wissenschaften und Journalistik an den Universitäten Salzburg und Linz, sowie der Fachhochschule Kufstein. Das im Buch basiert auf einem von Herrn Prandner begleitetem Lehrforschungsprojekt, das im Master-Studium Kommunikationswissenschaft an der Universität Salzburg realisiert wurde.
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