Im zweiten Band seiner Erinnerungen beschreibt der spätere Landpfarrer farbig und voller untergründigem Humor sein Theologiestudium in Erlangen und Heidelberg. Deutlich wird, wie Ende der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts auf Kathedern und Kanzeln die Verstrickung der Universität und der Theologie in den Rassenwahn der Nazis noch immer geleugnet, verharmlost oder ignoriert wurde. Das Studentenleben kommt nicht zu kurz: Jazzkeller, Reisen nach Paris, Blutspenden und Maloche, Studentenbuden, die sich heute keiner mehr vorstellen kann. Mitten im Studium heiratet er und eine Tochter wird geboren. Lichtgestalten werden geschildert wie die theologischen Lehrer Gerhard von Rad, Herbert Braun, Rolf Rendtorff und Heinz-Eduard Tödt. Nach dem "Ohnesorg-Erlebnis" wird er Zeuge der turbulenten Studentenunruhen in Heidelberg, politisiert und verändert sich darin. Erste Predigten werden geschrieben, die politisch höchst umstritten sind. Wegen Verweigerung der Ordination wird er gleich am Anfang schon suspendiert. Nach der Aufhebung sorgt er weiterhin für heilsame Unruhe in seiner Kirchengemeinde in Ludwigshafen-Oggersheim.
Jörn Wilhelm wurde 1944 in Waren am Müritzsee geboren. Nach der Flucht wechselnde Standorte, dann bis zum Abitur 1964 Wohnort in Hamburg. Studium der Theologie in Erlangen und Heidelberg. 1969 Vikar in Ludwigshafen-Oggersheim. 1972 bis 1989 Landpfarrer in Göllheim. Danach 10 Jahre Schulpfarrer an der Berufsschule Kaiserslautern. Bis zur Pensionierung 2010 wieder Landpfarrer in Imsbach. Sein Ruhesitz ist in Steinbach am Donnersberg. Hier schrieb er zwei Erinnerungsbücher, ebenfalls bei Books on Demand erschienen: "Wildenten sah ich fliegen" (2016) und "Mit ausgebreiteten Flügeln" (2017).
(...)Lesenswert machen das Buch(...) die prägnanten Charakterisierungen von Zeitgenossen, der klare Blick für wesentliche Lebenserfahrungen, die rückhaltlose Offenheit und auch Selbstkritik - und die Geradlinigkeit der Haltung eines Geistlichen, der sein Handeln nicht an einem Gott ausrichtet, der "allmächtig das Schicksal verhängt", sondern an dem "der ohnmächtig am Kreuz hing". Eines Pfarrers, der nicht an diesem Titel hängt, sondern sich in den Kirchengemeinden als "Arbeiter unter Arbeitern" versteht(...)
Pfälzisches Pfarrerblatt
Juli 2018
(...) Der zweite Band der Erinnerungen des Ruhestandspfarrers Jörn Wilhelm (...) überraschte mich durch seine authentische Schilderung einer bewegten und unruhigen Zeit, an der ich selber teilgenommen habe: Es findet sich Zeitzeugenschaft im gesellschaftlichen Umfeld mit hoher politischer Brisanz, die den radikalen Umbruch jener Tage - auch in der Theologie - facettenreich zu dokumentieren weiß.
Von der Ordnung, die nicht in Ordnung ist
Die RheinpfalzJuni 2017
(...)Lesenswert machen das Buch(...) die prägnanten Charakterisierungen von Zeitgenossen, der klare Blick für wesentliche Lebenserfahrungen, die rückhaltlose Offenheit und auch Selbstkritik - und die Geradlinigkeit der Haltung eines Geistlichen, der sein Handeln nicht an einem Gott ausrichtet, der "allmächtig das Schicksal verhängt", sondern an dem "der ohnmächtig am Kreuz hing". Eines Pfarrers, der nicht an diesem Titel hängt, sondern sich in den Kirchengemeinden als "Arbeiter unter Arbeitern" versteht(...)
Juli 2018
(...) Der zweite Band der Erinnerungen des Ruhestandspfarrers Jörn Wilhelm (...) überraschte mich durch seine authentische Schilderung einer bewegten und unruhigen Zeit, an der ich selber teilgenommen habe: Es findet sich Zeitzeugenschaft im gesellschaftlichen Umfeld mit hoher politischer Brisanz, die den radikalen Umbruch jener Tage - auch in der Theologie - facettenreich zu dokumentieren weiß.