Kurz nach Garibaldis Tode sind seine Memoiren aufgrund seiner eigenen Niederschrift im Verlag Barbèra in Florenz zum ersten Male erschienen und haben von da an zahlreiche Neuauflagen erlebt ... Eine deutsche Ausgabe liegt schon seit 1861 vor, die von Frau Schwarz besorgt wurde, die unter dem Namen Elpis Melena schrieb, eine der enthusiastischsten unter den zahlreichen Verehrerinnen Garibaldis. Dieser überließ ihr, als sie ihn bald nach seiner Niederlassung in Caprera dort besuchte, das Manuskript seiner Memoiren, soweit sie damals vorlagen, nämlich bis zu seinem Aufbruch aus Südamerika im Frühling 1848. Die deutsche Übertragung, die die Genannte davon veranstaltete, erschien 1861 in Hamburg. Ein zweites Mal hat Garibaldi sein Manuskript, nachdem er es von Elpis Melena zurückgefordert, dem Franzosen Alexander Dumas anvertraut, der es ins Französische übertrug, so zwar, daß er es mit eigenen Zutaten bereicherte und in eine halb historische, halb romantische Darstellung umarbeitete, außerdem selbständig eine Fortsetzung bis 1860 hinzufügte, und dieses Buch hat dann Dr. Gottlieb Fink ins Deutsche übersetzt und in 3 Bändchen 1860 in Stuttgart erscheinen lassen. Demgegenüber liegt unserer Übertragung der authentische Text der Memoiren Garibaldis zugrunde. Da indes die vollständige Wiedergabe den Umfang eines Bandes der »Bibliothek wertvoller Memoiren« beträchtlich überschreiten würde, so mußte der erste Teil, die Schilderung der Jugend Garibaldis und seine Kämpfe und Abenteuer in Südamerika, fortfallen. Von dem Zeitpunkt der Rückkehr Garibaldis in sein Vaterland zu Anfang des Jahres 1848 an ist dagegen die Übertragung vollständig, abgesehen nur davon, daß vereinzelt einige störende Längen der Darstellung getilgt wurden, was durch Punkte in der Zeile angezeigt ist. Die Übertragung selbst hat sich bestrebt, die Schreibart Garibaldis nicht etwa nur dem Inhalt nach, sondern selbst im einzelnen Ausdruck, in der einzelnen Wendung, so genau wiederzugeben, wie es mit dem Geiste der deutschen Sprache sowie einem gewissen Fluß der Erzählung vereinbar schien. [Aus der Einleitung des Übersetzers]
Giuseppe Garibaldi (1807-1882), kam 1833 in Kontakt mit den Ideen von Giuseppe Mazzini, einem Vordenker des italienischen Nationalismus. Im selben Jahr trat er in Genf dem Geheimbund der Carbonari bei. 1834 nahm er an einem Aufstand im Piemont teil. Als dieser scheiterte, wurde Garibaldi in Genua zum Tode verurteilt und floh nach Marseille. Im Jahr 1836 gelang Garibaldi die Flucht nach Südamerika. 1841 zog er nach Montevideo, wo er 1842 heiratete. Im Jahr 1848 kehrte Garibaldi nach Europa zurück, um an den italienischen Revolutionen von 1848/49 teilzunehmen. In der kurzlebigen, am 9. Februar 1849 ausgerufenen Römischen Republik war er Anführer der Revolutionsarmee. Seine Feldzüge machten ihn zum beliebten Nationalhelden. Er konnte mit seinen Truppen die im April des Jahres zugunsten des geflohenen Papstes Pius IX. intervenierende französische Armee zunächst aufhalten, mußte aber schließlich vor der Übermacht der Franzosen, die Rom monatelang belagerten, weichen. Erneut mußte er fliehen. Mit einer kleinen Truppe Getreuer schlug er sich bis San Marino durch und gelangte trotz scharfer Verfolgung nach Piemont. Erneut ging er ins Ausland, diesmal nach New York, 1854 kehrte er wieder nach Italien zurück. Nachdem Savoyen an der Seite Frankreichs in den Krieg gegen Österreich eingetreten war, sah Garibaldi die Zeit gekommen, selbst mit seinen italienischen Freiwilligen militärisch einzugreifen. Im März 1859 konnte er mit seinen 3000 Alpenjägern in der Lombardei eine österreichische Brigade bei Varese zurückwerfen. Nach dem französischen Sieg bei Solferino wurde der Anschluß der Lombardei an das Königreich Sardinien erreicht. Jetzt versuchte Garibaldi, sein Einigungswerk auch in Süditalien voranzutreiben. Am 5. Mai 1860 segelte er mit tausend so genannten Rothemden von Genua aus nach Süden, um Sizilien und Neapel zu erobern (Zug der Tausend). Am 11. Mai landete er bei Marsala, am Westzipfel Siziliens. In der Schlacht von Calatafimi schlugen seine Rothemden am 15. Mai 1860 die Truppen des dreifach überlegenen neapolitanischen Generals Landi. Ein darauf ausbrechender Volksaufstand kam ihm bei der Besetzung von Palermo entgegen. Er führte einen schnellen Vormarsch auf Messina und brachte nach seinem Sieg am 20. Juli bei Milazzo ganz Sizilien unter seine Kontrolle. Am 8. August setzte Garibaldi aufs Festland über und besetzte Neapel am 7. September kampflos.
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