Die Sehnsucht nach Reinheit ist tief in uns verankert - nach einem Leben ohne Makel, ohne Fehler, ohne Schuld. Doch dieses Ideal hat eine dunkle Seite: Wo Reinheit zum obersten Gebot wird, entstehen Ausgrenzung, Zwang und Spaltung. Das Reine verschafft sich Identität, indem es das "Unreine" ausschließt - sei es in religiösen Ritualen, die den Unreinen den Zugang verwehren, oder in politischen "Säuberungen", die Andersdenkende als Feinde brandmarken. Der Autor begibt sich auf eine Expedition ins Reich dieser Reinheitsfantasien und zeigt: Das "Unreine" - das Fehlerhafte, Widersprüchliche und Unfertige - ist keine Bedrohung, sondern die eigentliche Quelle von Lebendigkeit und Tiefe.Rainer Schulz findet Belege in der Kunst, die im Versehrten neue Schönheit entdeckt, in der Literatur, deren unvollkommene Helden uns ans Herz wachsen, und in der Weisheit, dass gerade im Eingeständnis eigener Brüche Humor, Toleranz und echte Gemeinschaft entstehen. Ein befreiendes Plädoyer, das "Unreine" nicht zu bekämpfen, sondern es als das zutiefst Menschliche zu umarmen.
Rainer Schulz, Dr. theol., war als evangelisch-lutherischer Gemeindepfarrer in Deutschland und Chile tätig. Er wurde für seinen Einsatz um Frieden und Gewissensfreiheit während der Pinochet-Diktatur in Chile mit der Friedensmedaille der römisch-katholischen Kirche ausgezeichnet. 2024 erschien die preisgekrönte Arbeit "Die Partei ruft" über die NS-Zeit.
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