Aufstieg und ´Fall´ des Klosters Walkenried erfolgten zwischen 1130 und 1430ad, also in einem Zeitraum von rd. 300 Jahren. In dieser Phase der Geschichte stieg nicht nur das Kloster wahrnehmbar auf, sondern auch die mittleren Temperaturen kletterten markant nach oben: Zwischen 1130 und 1230 um rd. +0,3 0C/100 Jahre. In den nächsten 150 Jahren jedoch fielen diese angenehmen Lufttemperaturen wieder um 0,6 Grad C ab (-0,4 0C/100 Jahre).
Für die Lebensbedingungen waren natürlich nicht nur diese Temperaturen wichtig, sondern (vor allem für das Pflanzenwachstum und somit die Ernten) auch die Sonnenscheindauer. Wie die bis ins Jahr 900ad rückverfolgbaren sogenannten AMO-Indexwerte zeigen, haben die mit der Westwinddrift aus dem Raum des Atlantiks zyklisch bis Europa eindringenden latenten SST-Energiemengen einen signifikanten Einfluss auf die Wolkenbedeckung, somit auf die Sonnenscheindauer und entsprechend auf die Lufttemperaturen, nicht nur in Deutschland insgesamt, sondern natürlich auch in der Südharzer Klosterlandschaft und Walkenried selbst.
Das klösterliche Wirtschaftsleben ab 1200 mag vom Bergbau geprägt gewesen sein, die Grundlagen des ´Über´-Lebens liefert das Nahrungsangebot. Es musste nicht nur kontinuierlich, sondern vor allem auch quantitativ ausreichen, um eine zu dieser Zeit stark anwachsende Bevölkerung zu ernähren. Negative klimatische Veränderungen, wie sie offenbar ab 1300 einsetzten, hatten hier erhebliche Folgen. Auch für das Kloster Walkenried. Der sogenannte ´Grosse Hunger´ zwischen 1315 und 1322, wie vor allem auch die Magdalenenflut im Jahr 1342, rissen im wahrsten Sinne des Wortes die Ernährungsgrundlagen in Deutschland in erheblichem Umfang weg. Dieser sicherlich als Schock´ wahrgenommene Einschnitt ist jedoch für das Kloster Walkenried nicht dokumentiert. Warum? Weil dies Walkenried gar nicht betraf? Das ist eher unwahrscheinlich.
Dass das Kloster Walkenried im Verlauf des 14. Jahrhunderts einen markanten Abstieg nahm und ab 1500ad sogar zunehmend marginalisiert wurde, kann aber unter Beachtung der allgemeinen klimatischen Randbedingungen (und dem damals den Naturgewalten eher machtlos ausgelieferten Agrar- und Wirtschafts-system) dann doch nicht überraschen.
Die Kriege, die nachfolgend im 15. Jahrhundert auch Walkenried tangierten, trafen in jedem Fall auf eine tendenziell geschwächte Bevölkerung bzw. ein insgesamt vermutlich angeschlagenes Kloster.
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