Die kenntnisreiche und bis heute wichtige Darstellung germanischer Götter und Helden durch Felix Dahn und seine Frau Therese.
Meine Einleitung will dem Reiz der Sage durch Erzählung des Inhalts nicht vorgreifen, will auch nicht eine wissenschaftliche Auflösung der Karlssagen in ihre verschiedenen Bestandteile versuchen: nur das geschichtliche Bild des Mannes will ich hier voranstellen, ohne jede gelehrte Zurüstung. Ich meine, es muß die jungen Leser - und vielleicht auch ein paar alte - anziehen, zuerst in aller Kürze zu erfahren, was und wie und wer dieser Karl wirklich war und dann zu sehen, wie diese Gestalt sich in der Sage gespiegelt hat. Dabei würde eine lehrhafte und zopfige Hinweisung in jedem Einzelnen auf die entsprechende Gestaltung in der Sage, ein steter Vergleich von Geschichte und Sage, nur stören: der sinnige Leser wird in der Sage mit Wohlgefallen selbst herausfühlen, wie diese sich nach ihren Bedürfnissen die Geschichte zurechtgeschnitten und übermalt hat. Im ganzen und großen aber ist die Sage wahrhaftig: sie drückt, wenn auch in ihrer phantastischen Sprache, treffend die Eigenart des Mannes und seiner Taten aus. [Aus der Einleitung]
Felix Dahn (1834-1912), Schriftsteller und Historiker, studierte nach dem Abitur an der Universität München Rechtswissenschaft und Philosophie, promoviert mit 21 Jahren zum Dr. iur. Schon 1857 habilitierte er sich in München mit der Schrift Studien zur Geschichte der germanischen Gottesurteile. Nach seiner Habilitation lehrte Dahn zunächst Deutsches Recht in München. 1863 wurde er außerordentlicher und 1865 ordentlicher Professor an der Universität Würzburg. Hier beteiligte er sich aktiv an der Hochschulpolitik. 1872 wechselte er auf einen Lehrstuhl der Albertus-Universität Königsberg. 1888 ging er schließlich an die Universität Breslau. Dahn wandte sich in seinen Forschungen früh auch der Geschichtswissenschaft zu. Sein wissenschaftliches Hauptwerk »Die Könige der Germanen« erschien in 11 Bänden (1861-1909). Zudem gilt Dahn dank seiner Monographie »Prokopius von Cäsarea« (1865) als der Begründer der modernen Forschung zu Prokopios von Caesarea. Seine Werke über die Spätantike und die Völkerwanderung sind heute bekannter als die seiner früheren Königsberger Kollegen Wilhelm Drumann und Friedrich Wilhelm Schubert. Daneben veröffentlichte Dahn auch eine kaum überschaubare Fülle juristischer Fachliteratur, die von handels- bis zu völkerrechtlichen Themen reicht. Dahns Popularität gründete vor allem auf einem historischen Roman: »Ein Kampf um Rom« (1876). Sein historisches Hauptwerk ist die »Urgeschichte der germanischen und romanischen Völker«, erschienen zwischen 1880 und 1889 in vier Bänden.
Therese Dahn
Therese Dahn, geb. Freiin Droste zu Hülshoff (1845-1929), studierte an der Universität Würzburg. Zu ihren Professoren gehörte der damals berühmte Rechtshistoriker und Schriftsteller Felix Dahn. Gegen den starken Widerstand auch der Familie Droste zu Hülshoff heirateten beide 1873 nach dem Deutsch-Französischen Krieg, an dem Dahn als Johanniter teilgenommen hatte. Therese Dahn inspirierte ihren Mann zu einer reichen literarischen Produktion und unterstützte seine Publikationen. So rettete sie seinen Erfolgsroman »Ein Kampf um Rom«, als Felix Dahn ihn ins Feuer werfen wollte. Zugleich unterstützte sie seine Forschungen. Felix Dahn rühmte ihre Sprachbegabung. Um die Quellen im Original lesen zu können, lernte sie z. B. die nordische und Altnordische Sprache, aber auch Altfranzösisch und die Provenzalische Sprache. Sie schrieb zahlreiche Gedichte und wissenschaftliche Beiträge, die teils in gemeinsamen Publikationen erschienen. Laut Felix Dahn war sie die alleinige Autorin der Heldensagen. Nach dem Tode ihres Mannes veröffentlichte sie allein das Werk »Karl der Große und seine Paladine«.
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