Im Rahmen einer Performance verkörpert Speed den Bürger einer optimierten Gesellschaft, in der sich die Menschen einander derart angeglichen haben, dass Kommunikation mangels abweichender Sichtweisen sinnlos geworden ist. In einem experimentellen Rausch will er darum gemeinsam mit dem Journalisten Mr. Bob einen von der Marktkonformität abweichenden Zustand erreichen, aus dem sich ihm unbewusstes Wissen erschließen soll. Er entwickelt dabei die „Theorie der Sphären“, durch die begreifbar wird, weshalb Menschen in Zeiten großer Veränderungsnotwendigkeit angesichts der ökologischen, kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen Krisen, in Schwäche und Passivität erstarren und dabei jede Irritation, alles Neue und Fremde meiden – somit jedoch Entwicklung blockieren. Speed zeigt einen zentralen Betriebsfehler des Kapitalismus auf, der die Lähmung der kreativen Kräfte einer Kultur bewirkt und darum am Ende immer zu einer schwachen Planwirtschaft großer Strukturen führt und freie Eigeninitiative sowie das soziale Gefüge zerstört. Dieser Prozess kann nur durch radikale Beziehungsarbeit, durch die authentisch gelebten Zusammenhänge und bewusst gemachten Auswirkungen des Handelns umgekehrt werden. Durch den natürlichen Ausgleich der Kräfte und Werte zwischen Menschen, der im kapitalistischen Markt durch den Zwang zum Produkthaften bewusst verhindert wird, um Gestaltungskraft, Lebensperspektiven und Werte zu kontrollieren. Speed antwortet darauf mit einer neuen Physik des verantwortungsvollen Individualismus, einem vom Bürgertum ausgehenden, neuen Gesellschaftsdesign, als Disziplin für jeden Menschen. Er vermittelt ein tiefes Verständnis von lebenden Ordnungsstrukturen, ja von der kreativen Lebendigkeit selbst. Ein wichtiges Werk, in diesen Zeiten scheinbarer Alternativlosigkeit.
Timothy Speed (geb. 1973) ist Künstler, Autor und neurodivergenter Theoretiker. Als Autist mit ADHS lebt er das, worüber er schreibt - in Armut, in Konflikt mit Systemen, und mit einem Denken, das quer zum Mainstream steht. Seine Forschung ist provokant und tiefgreifend: für die Physik, für die Philosophie, für die Gesellschaft. In Selbstversuchen, Institutionenrecherchen und radikal verkörperter Theorie entwickelt Speed eine neue Sicht auf Bewusstsein, Realität und Macht. Im Zentrum steht die MNO-Theorie - ein Modell, das Nichtlokalität, Subjektivität und soziale Ordnung aus einer strukturellen Lücke ableitet. Aus der Ausnahme von der Regel. Speed betreibt keine Forschung über die Welt - er faltet sich hinein, lebt in ihr wie in einem offenen Labor. Seine Texte sind der Abdruck dieser Praxis: wild, präzise, unbequem. Was, wenn Realität nicht aus Dingen besteht, sondern aus dem, was zwischen ihnen fehlt? Was, wenn wir nur die Antwort auf eine Leere sind? Was bedeutet das für unsere Freiheit?
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