Friedrich Fröbels 'Wochenschrift' (erstmals seit 1851 wieder ediert) In 40 Heften, erschienen von Januar bis Dezember 1850, entfaltet sich ein einzigartiges Zeugnis pädagogischer Reflexionen und geistiger Bewegtheit. Die Beiträge stammen von Fröbel selbst und von Menschen aus seinem Umfeld , ein Kreis, der sich als weit und vielfältig erweist. Neben klaren pädagogischen Skizzen finden sich bei manchem der Autoren auch spekulative Gedanken, die aus heutiger Sicht mitunter belächelt werden mögen. Und doch zeugen sie von einer Zeit, in der Bildung als geistige Aufgabe verstanden wurde. Hervorzuheben sind Fröbels Beitragsfolgen 'Wie Lina schreiben und lesen lernt' und 'Die Gärten der Kinder im Kindergarten'. Diese, vor allem aber auch die eindrucksvolle Dokumentation des Spielfestes auf dem Altenstein vom 4. August 1850 zeigen ihn als reflektierten Beobachter, als Begleiter, als einen, der dem Kind mit Achtung und Zutrauen begegnet und auch der Erwachsenenwelt seine Erkenntnisse und Ideen eindrucksvoll zu vermitteln vermag. Ebenso bemerkenswert: eine Vielzahl lyrischer Lieder und Gedichte. Insbesondere Wilhelm Middendorff entfaltet dabei eine feinfühlige, poetische Stimme, die der Wochenschrift eine stille Tiefe verleiht und ein weiteres Mal belegt, dass Erziehen auch heißt, Inneres äußerlich werden zu lassen. Diese Edition ist keine bloße Wiederveröffentlichung. Sie ist eine Wiederbelebung. Sie lädt dazu ein, Fröbel und seine Mitstreiter neu zu lesen und als Gesprächspartner zu erkennen. Wer sich auf diese Texte einlässt, begegnet einem Denken, das nicht vergangen ist, sondern gegenwärtig. Und vielleicht wichtiger denn je.
Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782 bis 1852) gilt weltweit als Begründer der Kindergartenidee. Sein besonderes Verdienst liegt darin, die Bedeutung der frühen Kindheit nicht nur erkannt, sondern durch ein System von Liedern, Beschäftigungen und sogenannten 'Spielgaben' konkret umgesetzt zu haben. Darüber hinaus engagierte er sich für die Schulpädagogik und die Berufsausbildung, insbesondere für Frauen, wirkte als Publizist und wird von manchen sogar als ein Inspirator der Kunst und Architektur der Moderne betrachtet. Fröbels Lebenszeit, umrahmt von der Französischen Revolution und der bürgerlich-demokratischen Bewegung in Deutschland, war geprägt von den geistigen Strömungen der Aufklärung und der Romantik. Während die Aufklärung auf aktive Weltaneignung setzte, richtete sich die Romantik auf die Innerlichkeit. Fröbel gelang es wie kaum einem anderen, diese scheinbar gegensätzlichen Tendenzen in Einklang zu bringen. Lernen und Entwicklung bedeuteten für ihn: Der Mensch soll Inneres äußerlich und Äußeres innerlich machen und so zur 'Lebenseinigung' finden. Dieser Gedanke durchzieht sein gesamtes pädagogisches Denken und Wirken.
Matthias Brodbeck, geboren 1958 in Eisenach, begann bereits während seines Lehramtsstudiums, sich intensiv mit der Pädagogik Friedrich Fröbels auseinanderzusetzen. 1985 trat er als Fachlehrer in den Schuldienst ein. 1991 promovierte er im Bereich der Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters. Ein Jahr später gehörte er zu den Mitbegründern des Neuen Thüringer Fröbelvereins e.V., dessen Vorsitzender er über viele Jahre war. Mehr als zwei Jahrzehnte war er als Lehrerfortbildner in Thüringen tätig. 2006 initiierte er das Fröbeldiplom der Fröbelakademie Deutschland e.V. Seine Expertise zur Pädagogik Fröbels und deren produktiver Umsetzung in frühkindlicher Bildung und Schule machten ihn zu einem anerkannten Fachmann im In- und Ausland. Matthias Brodbeck ist Mitglied der International Froebel Society und engagiert sich in mehreren Fröbelvereinen und -arbeitskreisen.
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