Faszination Duftkamelien

… so gefährlich, dass sich kein Verlag finden ließ, der dieses Buch herausgeben wollte. Stellen Sie sich vor, es mischt jemand nach der Lektüre dieses Buches einen Pflanzensalat und die Essensgesellschaft wird dahingerafft. Haftet da nicht der Verlag?? Also ergriff Helga Urban die Möglichkeit, ihr Werk im Selbstverlag heraus zu geben. Darüber freue ich mich, denn dieses Buch ist eine interessante, intelligente und streckenweise witzige Lektüre.
Die lange Geschichte der Gifte, wie sie in unserer natürlichen Umgebung vorkommen und wie sie im Laufe der Jahrhunderte angewandt wurden – zu Heilzwecken, aber auch zur Lösung persönlicher und politischer Probleme – ist sorgfältig recherchiert und spannend zu lesen. Wenn Gartenbesitzer ihre Fingerhüte entfernen, weil Enkelkinder im Anmarsch sind, ahnen sie wahrscheinlich nicht, was sonst noch alles auf den Index gehören müsste. Hier werden sie aufgeklärt und werden schlussfolgern: Alles darf stehen bleiben, sonst wäre der Garten eine Ödnis. Nur gegessen werden darf nichts ungefragt. Das Buch ist nicht nur sehr anregend zu lesen, es hat ein übersichtliches Layout, ein gutes Nachschlagewerk und – last but not least – die schönen Fotos unseres Mitglieds Marion Nickig.

Hier nun liegt ein Buch über Giftpflanzen vor. Das ist ein Thema, über das jeder Mensch Bescheid wissen sollte - mehr oder weniger. Aber darüber lesen müsste ich eigentlich nicht. Es lohnt sich aber! Dieser ernste Stoff wird auf so lockere und spritzige Art nähergebracht, dass auch notorische Nichtleser daran Freude haben sollten. Mit einer gehörigen Portin Ironie und viel Verständnis und schlüssigen Recherchen schreibt hier Frau Urban sehr informativ und interessant nicht nur über die gängigsten Giftpflanzen, sondern auch über zahlreiche kaum oder weniger bekannte. Obwohl mit "leichter Hand" katastrophale Wirkungen hinreißend aussehender Pflanzen geschildert werden, ist es keineswegs ein Buch für einmalige Selbsttherapie oder gar Erprobung an einem Intimfeind, sondern es ist eher als Warnung zu verstehen - zumal Gott sei Dank Rezepturen fehlen! Zu den Giftpflanzen werden hier auch die gezählt, die aufgrund ihres Duftes vielleicht nur "berauschende" Wirkung hervorrufen oder zu Hautirritationen führen oder lediglich Übelkeit oder Bauchgrimmen hervorrufen.

Auch wenn ich nicht befürworte, dass in einem Familiengarten jegliche "Giftpflanze" fehlen sollte (er wäre auch schauerlich verarmt ohne uns lieb gewordene Pflanzen), jeder Erwachsene sollte wissen, wie er sein Kind beraten und lenken muss. Aber ich glaube, dass hier bei Menschen, die in der Stadt ohne Garten (z.B.) aufgewachsen sind, oder sich bisher keine Gedanken darüber gemacht haben, erhebliche Defizite bestehen.

Kann, darf ein Buch über gefährliche Pflanzen kurzweilig und unterhaltsam sein?
Es muss, ein Buch das neugierig macht, wird gelesen. Neben dem spannenden Ausflug in die meuchlerische Geschichte der Menschheit, die reich ist an Mord, Selbstmord, aber auch Unfällen durch Pflanzengiften, wird viel Information geboten. Unfälle aus Unwissenheit vermeiden, so die Intension der Autorin.

(...) Die Suche hat sich gelohnt. Das Ergebnis ist ein ganz spezielles und sehr persönlich geschriebenes Büchlein, das für Kamelienliebhaber eine sinnvolle und willkommene Ergänzung ihrer Büchersammlung ist. Es gibt bislang - selbst im englischsprachigen Ausland - nichts Vergleichbares.