Nicht nur Kneipen werden in diesem wohlrecherchierten und spotlightartig von akribisch bis verliebt erzählten Werk behandelt, die infolge der gesellschaftlichen Aufbruchstimmung nach 1968 in großer Zahl in West-Berlin eröffneten. Nobis’ Buch ist mehr noch ein soziokulturelles Gemälde einer Zeit bedeutender Wandlungen, die sich wohl in allen Metropolen der westlichen Hemisphäre so oder so ähnlich vollzogen, aber in der rundherum von Mauern und sehr viel Stacheldraht eingeschlossenen „Frontstadt“ ganz besondere Blüten hervorbrachten. Der Autor erinnert also nicht nur an die einschlägigen Szenekneipen mit möglichst exakten Adressen, Zeitangaben ihres Bestehens und ihrem authentischen Publikum, er liefert darüber hinaus ein sittengeschichtliches Panorama zunehmend gelockerter Umgangsformen, sexueller Libertinage, intellektueller und künstlerisch kreativer Umtriebigkeit bis hin zu politischer Radikalität, wie sie kennzeichnend waren insbesondere für die 70er Jahre in West-Berlin. Ohne die mit unbeschwertem Alkoholkonsum und erheblicher Drogenaffinität einhergehende nächtliche Betriebsamkeit in den einschlägigen Lokalen zu verklären, wird das Bemühen einer Szene junger Menschen nachvollziehbar, etwas Neues und Bahnbrechendes zu entwickeln und auf den Weg in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Dass diese Kneipenszene auch jede Menge schräger Seiten aufwies, wird von Nobis in seinem höchst unterhaltsam geschriebenen Text immer wieder genüsslich aufgespießt.
Marcel Nobis über sich im Nachwort: Ich habe Germanistik studiert, weil ich vorgesehen war, einmal das väterliche Antiquariat weiterzuführen. Es war dann ein persönlicher Schicksalsschlag, der mich bestimmte, in Zukunft Menschen zu unterstützen, die es schwer hatten mit ihrem Leben oder die an ihrer Seele litten. Angefangen habe ich mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen. Später habe ich vor allem mit psychotisch erkrankten Menschen gearbeitet. Studiert hatte ich da schon ein zweites Mal, Psychologie mit Zusatzausbildung als Psychologischer Psychotherapeut mit Approbation. Ich lebe inzwischen in Brandenburg mit Frau und erwachsenem Sohn.
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