Schlagworte: Klassiker der Philosophie, Philosophie des 19. Jahrhunderts, Deutscher Idealismus, Hauptwerk des Autors, Grundlage für Nietzsche und Nachfolger
Der Vorstellungswelt liegt der Wille zugrunde, den Schopenhauer als grundlosen Drang versteht. In diesen Formen also bestimmt der Wille alle Vorgänge der organischen und anorganischen Natur. Er objektiviert sich in der Erscheinungswelt als Wille zum Leben und zur Fortpflanzung. Diese Lehre vom »Primat des Willens« bildet die zentrale Idee der Schopenhauerschen Philosophie, sie hatte weitreichenden Einfluß und begründet die Aktualität von Schopenhauers Werk. Doch die Welt ist nicht nur Wille, sondern erscheint auch als Vorstellung. Sie ist die durch Raum und Zeit sowie Kausalität, die den a priori gegebenen Erkenntnismodus von uns Verstandeswesen bilden, individuierte und verknüpfte Erscheinung des einen Willens. »Die Welt ist meine Vorstellung« ist der erste Hauptsatz seiner Philosophie. Was uns als Welt erscheint, ist nur für uns, nicht an sich. Es gibt für Schopenhauer nichts Beobachtetes ohne Beobachter, kein Objekt ohne ein Subjekt. Die Welt, als Vorstellung betrachtet, zerfällt in Subjekte und Objekte, die sowohl untrennbar als auch radikal voneinander verschieden, jedoch letzten Endes beide nur Erscheinungen des Willens sind. Dieser ist nach Schopenhauer das Wesen der Welt, das sich, in Subjekt und Objekt erscheinend, gleichsam selbst betrachtet.
Der Text des vorliegenden Neusatzes folgt der Auflage 1892 (zweiter verbesserter Abdruck der 3. Auflage), erschienen im Reclam Verlag Leipzig. Die altertümliche Rechtschreibung wurde weitgehend belassen.
Arthur Schopenhauer (1788-1860), Philosoph und Hochschullehrer, entwarf eine Lehre, die gleichermaßen Erkenntnistheorie , Metaphysik , Ästhetik und Ethik umfaßt. Er sah sich selbst als Schüler und Vollender Immanuel Kants, dessen Philosophie er als Vorbereitung seiner eigenen Lehre auffaßte. Weitere Anregungen bezog er aus der Ideenlehre Platons und aus Vorstellungen indischer Philosophien. Innerhalb der Philosophie des 19. Jahrhunderts entwickelte er eine eigene Position des subjektiven Idealismus und vertrat als einer der ersten Philosophen im deutschsprachigen Raum die Überzeugung, daß der Welt ein irrationales Prinzip zugrunde liegt. Nach der Schulzeit begann Schopenhauer 1804 auf Wunsch des Vaters eine Kaufmannslehre, die er jedoch abbrach und 1807 auf das Gymnasium in Gotha ging. 1809 begann er an der Universität Göttingen ein Studium der Medizin, das er jedoch bald zugunsten der Philosophie aufgab. Den Doktortitel der Philosophie an der Universität Jena erhielt er am 1813 für seine Schrift »Ueber die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde«. Anschließend entwarf Schopenhauer sein Hauptwerk »Die Welt als Wille und Vorstellung«, das Anfang 1819 bei Brockhaus erschien. 1820 begann Schopenhauer die Lehrtätigkeit an der noch jungen Berliner Universität. Dabei kam es zu dem berühmten Streit mit Hegel. Nach längeren Aufenthalten in München und Dresden kehrte er erst im April 1825 nach Berlin zurück und unternahm einen erneuten Versuch, eine universitäre Laufbahn einzuschlagen. Nach einem Aufenthalt in Mannheim ließ er sich am 1833 endgültig in Frankfurt nieder. 1843 hatte Schopenhauer den zweiten Band seines Hauptwerkes vollendet. 1844 erschien dann »Die Welt als Wille und Vorstellung« in der ergänzte und überarbeitete 2. Auflage. 1851 kam »Parerga und Paralipomena« (2 Bände) mit den Aphorismen zur Lebensweisheit heraus.
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