Die Lebensfreude (La joie de vivre) erschien 1884 als zwölfter Roman des zwanzigbändigen Romanzyklus Die Rougon-Macquart - Natur- und Sozialgeschichte einer Familie unter dem zweiten Kaiserreich. Der Roman erzählt die Entwicklung eines jungen Mädchens im Frankreich der 1860er und 1870er Jahre. Er schildert seine Pubertät, die Liebe zu seinem Vetter und seine Einbindung in die Lebensverhältnisse einer bürgerlichen Familie. Zugleich nimmt er die verdorbenen, von Egoismus und Gier nach persönlichem Vorteil dominierten gesellschaftlichen Strukturen der Zeit unter die Lupe. Zola beschreibt, wie auf diesem Nährboden das junge Mädchen in einer schmerzhaften Entwicklung zu einem demütigen und barmherzigen Menschen wächst, wie es Kraft und Stärke entwickelt und sich so zu einem überlegenen Charakter und personifizierten Gegenentwurf zum Geist der Zeit bildet. Wie in den vorhergehenden Romanen der Geschichte der Rougon-Macquart stellt Zola auch hier die Charaktere als Subjekte ihrer Zeit dar und spiegelt in ihnen das Frankreich Napoleons des Dritten wider. Egoismus, Raffgier, Genußsucht und Dumpfheit werden von ihm als Ausgeburten der Epoche beschrieben. Diese Werte treiben die Akteure an. Sie sind der Nährboden ihres Handelns und der Motor, der ihre Ziele bestimmt. Moral wirkt vorgeschoben. Sie ist das Feigenblatt, hinter dem sich Ichbezogenheit und Profitgier verstecken.
Émile Zola (1840-1902) Schriftsteller und Journalist, gilt als einer der großen französischen Romanciers des 19. Jahrhunderts und als Begründer des literarischen Naturalismus. Zugleich war er ein sehr aktiver Journalist, der sich auf einer gemäßigt linken Position am politischen Leben beteiligte. Sein Artikel »J'accuse« (Ich klage an) spielte eine Schlüsselrolle in der Dreyfus-Affäre, die Frankreich jahrelang in Atem hielt, und trug entscheidend zur späteren Rehabilitierung des fälschlich wegen Landesverrats verurteilten Offiziers Alfred Dreyfus bei. 1867 hatte Émile Zola mit seinem dritten Roman »Thérèse Raquin« bereits Aufsehen erregt. 1869 begann er mit der Arbeit an dem monumentalen Zyklus »Die Rougon-Macquart«, der ihn mehr als zwanzig Jahre lang beschäftigen sollte. Die ersten Romane des Zyklus haben eine satirische und politische Stoßrichtung. Als nach der Ausrufung der Republik sein Roman »Die Beute« (1871) Opfer der Zensur wurde, war Zola von der Politik und ihren Vertretern zutiefst enttäuscht. 1880 wurde ein schwieriges Jahr für den Schriftsteller. Der Tod von Edmond Duranty und Gustave Flaubert erschütterten ihn ebenso wie der Tod seiner Mutter am Ende des Jahres. Da er mittlerweile durch die regelmäßige Veröffentlichung der Rougon-Macquart-Romane finanziell unabhängig war, gab er 1881 seine Tätigkeit als Journalist auf. Zu den Stärken von Zola gehörten seine Schaffenskraft und die Beständigkeit gemäß seinem Motto: »Nulla dies sine linea« (Kein Tag ohne eine Zeile). In den Jahren 1894 bis 1898 veröffentlichte Zola einen zweiten Romanzyklus: »Trois Villes« (Drei Städte), danch folgte ein dritter: »Quatre Evangiles« (Vier Evangelien), dessen vierter Band jedoch unvollendet blieb.
Es sind momentan noch keine Pressestimmen vorhanden.