Über hundert Menschen wurden am 17. Mai 1849 in Iserlohn von der Soldateska des preußischen Staates ermordet. Die Opfer der Revolution von 1848/49 und die Pioniere des demokratischen Gedankens spielen im Geschichtsgedächtnis bis heute keine große Rolle. Am Beispiel Iserlohns lässt sich gut aufzeigen, wie nachhaltig die mörderische Staatsmacht ihren Opfern sogar ein kollektives Schuldgefühl einimpfen konnte. Der Ereignisse in der südwestfälischen Industriestadt mit damals rund 10.000 Bewohnern gelten als ein Höhepunkt der deutschen Maiaufstände von 1849. Vertreter der Demokraten hatten Anfang des Jahres in Westfalen überraschend gute Ergebnisse bei den Wahlen zum preußischen Abgeordnetenhaus erzielen können. Ende April war absehbar, dass Preußen die neue Reichsverfassung nicht annehmen würde. Friedrich Wilhelm IV. dachte gar nicht daran, sich konstitutionell einbinden und vom "Volk" die Kaiserkrone aufsetzen zu lassen. Ein "liberales" Kabinett war durch das reaktionäre "Ministerium Brandenburg-Manteuffel" ersetzt worden. Die ursprünglich von Radikaldemokraten initiierte Reichsverfassungskampagne fand ein breites Echo auch bei sogenannten "gemäßigten Kräften", die sich nunmehr um alle Hoffnung auf einen Wandel der gesellschaftlichen Verhältnisse betrogen sahen. Lagerübergreifenden Annäherungen zwischen "Demokraten" und "Konstitutionellen" im bürgerlichen Spektrum gab es auch in Iserlohn. Ohne eine neue Rolle der besitzlosen Klasse wäre es dort aber wohl kaum zu einer Revolte gekommen. Bereits 1840 hatten die Lohnabhängigen der örtlichen Metallindustrie vehement gegen Lohnsenkungen demonstriert. Die Ausbeutung der Fabrikarbeiter fiel so menschenverachtend aus, dass selbst Vertreter des Mittelstandes, die um ihre Privilegien bangten, Abhilfe forderten. Überdies sahen Iserlohner Industrielle auch kein Problem darin, den Lebensraum ihrer Mitmenschen rücksichtslos mit gefährlichen Abfallprodukten zu vergiften.
Doktor Julius Köster, Professor am Realgymnasium zu Iserlohn.
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