»Ich glaube, man kann es so aussprechen; an diesem Jahrgang 1895 haftet ein Fluch, zumal in einem Land, wo unter nordischer Vormundschaft die militärische Stärke so ausgiebig gepflegt und leidenschaftlich Krieg gegen die übrige Welt geführt wird«. (Alfred Kremer, 1964) Das Oeuvre auf das hier erstmals in Buchform ein Blick geworfen wird, entstand in den letzten drei Lebensjahren Alfred Kremers. 1962 bis 1965. Er litt an einer schweren Gelenkerkrankung, war Gefangener im eigenen Körper und in seinem Weilheimer Haus auf Sessel und Bett reduziert. Die kleinen Bildformate mögen dieser Entstehungssituation entsprechen. Die Zeichnungen selbst – in ihrer Intensität, formalen Klarheit und ihrer Ausdruckskraft – wachsen über die körperliche Begrenzung hinaus.«
Geboren wurde Alfred Kremer 1895 in Regensburg als Sohn des Architekten Philipp Ritter von Kremer, der Ende des 19. Jahrhunderts das Postgebäude am Domplatz und das Amtsgericht in Regensburg erbaute. Über seine Kindheit ist nichts bekannt. Seine Jugend wird, wie die so vieler Altersgenossen auf den Europäischen Schlachtfeldern, zertrümmert. Er dient von 1914 bis 1918 an der Westfront. Im letzten Kriegsjahr wird er bei lebendigem Leib verschüttet. Er überlebt, aber die seelischen Schäden, die er davonträgt, bleiben für immer eingeschrieben. (Florian Sundheimer)
Marie José van de Loo (Hrsg.)
Marie José van de Loo, studierte Kunsthistorikerin und Galeristin (Galerie van de Loo Projekte); Herausgeberin der Reihe »Texte zur Kunst«
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