Goethe erwacht neu! Ad fontes! – So lautete der Wahlspruch der Renaissance; gemeint waren die antiken Quellen. Zurück zur Antike – das war auch für Goethe und seine Mitstreiter oft genug die Rettung, wenn die Verspieltheit des Rokoko, die heroische Verklärung patriotischer Gefühle der Revolutionszeit und der Befreiungskriege oder mittelaltertümelnde, verschwommene Romantik den Dichtern und ihren Lesern den klaren Blick auf die Wahrheit und das Wesentliche zu verstellen drohten. Dabei war es Goethes Stärke, wie Witkowski überzeugend ausführt, die Antike neu und zeitgemäß zu interpretieren und sich von ihr inspirieren zu lassen. Seine Begeisterung für diese Epoche war also keineswegs restaurativ. Ad fontes – zu den Quellen! – das ist aber auch das Motto der Neuherausgabe des Klassikers „Das Leben Goethes“ von Georg Witkowski. Die Lebensbeschreibung und Werkanalyse des größten deutschen Dichters wurde von der altertümlichen Frakturschrift befreit und in moderner Optik ansprechend und leserfreundlich gestaltet. So kann die jüngere Generation an das Wissen der Älteren anknüpfen, es neu bewerten und zur Diskussion stellen.
Georg Witkowski, geboren 1863 in Berlin und verstorben 1939 in Amsterdam, war Germanist und Literaturhistoriker. Der Sohn eines jüdischen Kaufmanns konvertierte später zur protestantischen Kirche. Er lehrte deutsche Sprache und Literatur an der Universität Leipzig und veröffentlichte zahlreiche bis heute geschätzte Werke zu seinem Fachgebiet. 1932 wurde er vom Reichspräsidenten mit der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft geehrt. Ab 1933 von den antisemitischen Maßnahmen der NS-Herrschaft betroffen, ging er ins Exil.
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