Daniel Deronda wird von dem wohlhabenden Gentleman Sir Hugo Mallinger aufgezogen. Eliot stellt Deronda als einen intelligenten, warmherzigen jungen Mann dar, der sich lediglich nicht entscheiden kann, was er mit seinem Leben tun solle. Deronda rettet die junge jüdische Mirah Lapidoth, die sich zu ertränken versucht hatte. Er bringt sie im Haus von Freunden unter, wo sich herausstellt, daß Mirah eine Sängerin ist. Sie hat sich von ihrem Vater abgesetzt und ist nach London gekommen, um ihre Mutter und ihren Bruder wiederzufinden. Ihr Vater hatte sie einstmals ihrer Mutter geraubt und sie gezwungen, sich einer Schauspieltruppe anzuschließen. Zudem hatte er versucht, sie in die Prostitution zu verkaufen. Deronda versucht Mirah zu helfen ihre Mutter und ihren Bruder zu finden, und lernt so die jüdische Gemeinde von London kennen. Er fühlt sich zunehmend zu Mirah hingezogen. Bei gesellschaftlichen Anlässen trifft er mit Gwendolen zusammen. Die finanzielle Situation ihrer Familie ist verzweifelt. Kurzzeitig überlegt sie, ob sie zukünftig als Gouvernante ihren Lebensunterhalt verdienen solle oder ob sie ausreichend Talent habe, in Zukunft als Sängerin ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Schließlich entscheidet sie sich jedoch, Henleigh Grandcourt zu heiraten und so ihre Mutter und ihre Schwestern vor einem Leben in Armut zu schützen. Anders als sie erhofft hat, läßt Grandcourt ihr jedoch wenig Spielraum ihr eigenes Leben zu gestalten. Zunehmend sucht sie Rat bei Daniel Deronda. Deronda hat während seiner Suche nach Mirahs Familie unter anderem den jüdischen Visionär Mordecai kennengelernt, der schwer an Tuberkulose erkrankt ist und der sich als Mirahs Bruder herausstellt.
George Eliot (eigentlich Mary Anne Evans, 1819-1880), englische Schriftstellerin, Übersetzerin und Journalistin, zählt zu den erfolgreichsten Autoren des viktorianischen Zeitalters. Romane wie »Middlemarch« und »Die Mühle am Floss« gehören zu den Klassikern der englischen Literatur. 2015 wählten 82 internationale Literaturkritiker und -wissenschaftler den Roman »Middlemarch« zum bedeutendsten britischen Roman. Mary Anne Evans war das jüngste von insgesamt fünf Kindern der Familie. Sie besuchte die Schulen in Nuneaton und Coventry, wo sie als hervorragende Schülerin galt. Die Stellung ihres Vaters gab Mary Anne Evans sowohl Einblick in das Leben der Arbeiterschicht als auch des Landadels und verschaffte ihr Zugang zur Bibliothek des Gutes. 1859 veröffentlichte George Eliot ihren ersten Roman »Adam Bede«, der zum Bestseller wurde. Wie in ihren Kurzgeschichten porträtierte sie auch hier Charaktere, die sie aus dem ländlichen Leben ihrer Jugend in Warwickshire kannte. »Die Mühle am Floss« kam 1860 heraus und war stark an ihre eigene Biografie angelehnt. 1861 folgte »Silas Marner«. In ihrem ab Dezember 1871 erschienenen Roman »Middlemarch« beschrieb George Eliot das Leben in einer fiktiven gleichnamigen Kleinstadt in den Midlands um das Jahr 1830. »Middlemarch« wurde zu ihrem größten Erfolg. Der letzte Roman von George Eliot, »Daniel Deronda«, wurde 1876 veröffentlicht. Ihr Werk hatte beträchtlichen Einfluß auf die englische Literatur. Immer wieder griff sie in den späteren Arbeiten philosophische und sozialpolitische Probleme auf. Ihre freien und revolutionären Gedanken trafen nicht überall auf Zustimmung. Mary Ann Evans war ein wichtiges Mitglied des geistigen Lebens Londons, wo sie im Dezember 1880 verstarb.
Adolf Strodtmann
Adolf Strodtmann (1829-1879) deutscher Dichter, Schriftsteller und Übersetzer, studierte an der Universität Kiel und Bonn. Er beteiligte sich aktiv an der 48er-Revolution und mußte deshalb nach Frankreich und später nach England emigrieren. 1852 ging der nach New York und verdiente sich seinen Lebensunterhalt mit Reportagen für deutschsprachige Zeitungen. 1856 kehrte er nach Deutschland zurück. In Hamburg erwarb er das Bürgerrecht. Er widmete sich ab 1861 der Herausgabe von Heinrich Heines Werken. Nach dem Krieg 70/71 ließ er sich in Berlin nieder, wo er auch starb.
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