Begegnung mit dem Judentum

Begegnung mit dem Judentum

Briefe und andere Zeugnisse des Dichters, nebst Darstellungen von jüdischen Zeitgenossen

Leo N. Tolstoi , Peter Bürger (Hrsg.)

Klassiker & Lyrik

Hardcover

660 Seiten

ISBN-13: 9783819233890

Verlag: BoD - Books on Demand

Erscheinungsdatum: 23.07.2025

Sprache: Deutsch

Schlagworte: Tolstoi und Judentum, Jüdische Tolstoi-Rezeption, Antijudaismus, Antisemitismus im Zarenreich, Religiöser Universalismus und Judentum

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War der russische Schriftsteller Leo N. Tolstoi (1828-1910) ein antijudaistischer Christ ('Das alte Testament lese ich nicht') oder ein Freund der Juden ('Meine Haltung zu den Juden kann nicht anders sein als die zu meinen Brüdern')? Über seine "jüdischen Fragen" wird heftig gestritten. Einige Eiferer unterstellen dem weltweit verehrten Botschafter des Friedens, zu dessen Anhängerschaft sehr viele Frauen und Männer mit 'jüdischem Hintergrund' gehörten, sogar Antisemitismus.
In der deutschsprachigen Literatur gibt es bislang neben einem trefflichen Aufsatz des Mainzer Slawisten Rainer Goldt (2014) keine weiterführenden Veröffentlichungen zum Thema. Der vorliegende Band der Tolstoi-Friedensbibliothek, eingeleitet mit einem umfangreichen Forschungsbeitrag des Herausgebers, sorgt für Abhilfe. Die Leserinnen und Leser werden nicht bevormundet. Sie können sich anhand der breit angelegten Edition von Quellen, die unterschiedlichen Lebensphasen und Textgattungen entstammen, ein eigenes Bild verschaffen: In der ersten Abteilung werden "Zeugnisse aus Tolstois Werken und Briefen" dargeboten sowie "dokumentarische Darstellungen seiner Haltung zum Judentum" aus der Schreibwerkstatt von vier Zeitgenossen (Raphael Löwenfeld, Isaak B. Feinerman, Faiwel Goetz, Alexander Goldenweiser). Es folgen fünfzehn "Texte über Tolstoi von deutschsprachigen Autoren aus jüdischen Familien" (Rezeption, wertschätzende Würdigung und Kritik 1904-1918, 1928). Den Abschluss bilden eindrucksvolle Stellungnahmen von Herman Bernstein (1908), Scholem Alejchem (1911) und Rabbiner Joseph Krauskopf (1911).
Der Vorzug einer gründlichen Quellenlektüre besteht darin, dass Zwiespältigkeiten und Widersprüche nicht einfach übergangen werden können. Die Sammlung "Begegnung mit dem Judentum" erschließt erstmalig eine solide Grundlage zur Überprüfung kontroverser Forschungsthesen. Es ergeht die Einladung zum streitbaren, aber sachgerechten Diskurs. Die Eingangsfrage muss gar nicht zwingend im Sinne eines "Entweder ... oder" beantwortet werden.

Tolstoi-Friedensbibliothek
Reihe B, Band 13 (Band-Signatur TFb_B013), Hardcover-Version.
Ausgewählt & eingeleitet von Peter Bürger.
Leo N. Tolstoi

Leo N. Tolstoi

Leo (Lew) Nikolajewitsch Tolstoi (1828-1910) stammte aus einer begüterten russischen Adelsfamilie; die Mutter starb bereits 1830, der Vater im Jahr 1837. Zunächst widmete sich der junge Graf dem Studium orientalischer Sprachen (1844) und der Rechtswissenschaft (ab 1847). 1851 Eintritt in die Armee des Zarenreiches (Kaukasuskrieg, Krimkrieg 1854). 1862 Eheschließung mit Sofja Andrejewna, geb. Behrs (1844-1919); das Paar hatte insgesamt dreizehn Kinder (Hauptwohnsitz: Landgut Jasnaja Poljana bei Tula). Literarischen Weltruhm erlangte L. Tolstoi durch seine Romane "Krieg und Frieden" (1862-1869) und "Anna Karenina" (1873-1878). Ab einer tiefen Krise in den 1870er Jahren wurde die seit Jugendtagen virulente religiöse Sinnsuche zum "Hauptmotiv" des Lebens. Theologische bzw. religionsphilosophische Arbeiten markieren die Abkehr von einem auf dem Pakt mit der Macht erbauten orthodoxen Kirchentum (Exkommunikation 1901). Für Christen sah Tolstoi ausnahmslos keine Möglichkeit der Beteiligung an Staats-Eiden und Tötungsapparaten (Militär, Justiz, Todesstrafe, Herrschaftsideologie des Patriotismus, blutige Revolution mit Menschenopfern). Die in der Bergpredigt Jesu erkannte "Lehre vom Nichtwiderstreben" ließ ihn schließlich zu einem Inspirator Gandhis werden. Lackmusstext für den Wahrheitsgehalt aller Religionen waren für Tolstoi die Ablehnung jeglicher Gewalt und das Zeugnis für die Einheit der ganzen menschlichen Familie. Thomas Mann fand wenig Gefallen an der hochmoralischen "Kunsttheorie" und den (von Rosa Luxemburg z.T. durchaus geschätzten) Traktaten des späten Tolstoi, bemerkte aber - mit Blick auf die vielen Millionen Toten des Ersten Weltkriegs - 1928 anlässlich der Jahrhundertfeier von Tolstois Geburt: "Während der Krieg tobte, habe ich oft gedacht, dass er es nicht gewagt hätte auszubrechen, wenn im Jahre vierzehn die scharfen, durchdringenden grauen Augen des Alten von Jasnaja Poljana noch offen gewesen wären."

Website: https://www.tolstoi-friedensbibliothek.de

Peter Bürger

Peter Bürger (Hrsg.)

Herausgeber: Peter Bürger, Theologe & freier Publizist. Bearbeiter der Reihe "Kirche & Weltkrieg" (https://kircheundweltkrieg.wordpress.com/) sowie der von ihm konzipierten Editionsprojekte "Tolstoi-Friedensbibliothek" (www.tolstoi-friedensbibliothek.de) und "Schalom-Bibliothek: Pazifisten & Antimilitaristinnen aus jüdischen Familien" (www.schalom-bibliothek.org). - Bertha von Suttner-Preis 2006 für die Studien zu Krieg & Massenkultur; Rottendorf-Preis 2016 für die Vermittlung niederdeutscher Literatur (u.a. Studie über die Darstellung von Juden in der sauerländischen Mundartliteratur, im Band: Liäwensläup, 2012). - Mitgliedschaften: Internationaler Versöhnungsbund (deutsche Sektion); Internationale katholische Friedensbewegung pax christi (ab 1980); DFG-VK; Solidarische Kirche im Rheinland; Ökumenisches Institut für Friedenstheologie; VVN-BdA.

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