Die dritte erweiterte, wissenschaftliche Ausgabe der neunundachtzig Gedichte von zweiunddreißig chinesischen Autoren der Tang-Zeit bietet im Vergleich zu den beiden vorherigen Ausgaben drei wesentliche Neuerungen: Egas Bender de Moniz Bandeira ergänzt die von Woo Bao-lien nicht übersetzten Titel der Gedichte mit Einfühlungsvermögen und Sorgfalt. Seine umfangreichen Anmerkungen zu den Gedichten im Anhang gewähren einen Einblick in die Arbeit des Übersetzens und machen durch Vergleiche mit anderen Übersetzungen seine Entscheidungen nachvollziehbar. Zusätzliche Informationen beleuchten geschichtliche Hintergründe und Zusammenhänge. - Zwei Fragmente von Woo Bao-lien, die im Anhang erstmalig veröffentlicht werden, stellen seine Anthologie in einen familien- und zeitgeschichtlichen Kontext, der vom Zweiten Weltkrieg in Europa und im asiatisch-pazifischen Raum in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts geprägt ist. Das erste Fragment fasst auf wenigen Seiten in Chinesisch die über tausendjährige Geschichte der Familie Woo für die nachfolgenden Generationen zusammen. Es endet zu dem Zeitpunkt, an dem Woo Bao-lien nach Deutschland zum Studieren aufbricht. Die "Geschichte der Chinesischen Oper", das zweite Fragment, hat Woo Bao-lien wahrscheinlich Ende der achtziger Jahre auf Deutsch verfasst und ebenfalls nicht beendet.
"Aus den Schätzen der Tang-Zeit. Eine Anthologie chinesischer Gedichte." Kalligraphien und Übersetzung ins Deutsche von Woo Bao-lien. Basierend auf der Erstausgabe in zwei Bänden, erschienen in der Hoffmannschen Buchdruckerei, Felix Krais, Stuttgart - ohne Angaben zum Erscheinungsjahr, vermutlich zwischen 1932 und 1938 - als Manuskript gedruckt.
Woo Bao-lien wurde 1912 in Guangzhou geboren und ging in Beijing zur Schule, wo er so gut Deutsch lernte, dass er nach dem Abitur 1928 besser Deutsch als Englisch sprach. Während seiner Schulzeit waren für ihn die "Vier Bücher und fünf Schriften" Grundlage zum Erlernen der chinesischen Kalligraphie. Aufgrund seiner guten schulischen Leistungen entschied Bao-liens Großvater Woo Zhou-zhou, dass er in Deutschland studieren sollte. An den Universitäten Stuttgart und Karlsruhe immatrikulierte er sich und machte sein Diplom im Fachbereich Bauingenieurwesen in Stuttgart. Vermutlich 1937, spätestens 1938 kehrte nach China zurück, um bis 1945 im II. Widerstandskrieg an der Seite von Chiang Kai-sheks im Strategieteam gegen die Japaner zu kämpfen.
Zwei Jahre vor dem Ende des seit 1927 andauernden chinesischen Bürgerkrieges begann Dipl.-Ing. Woo Bao-lien an der Chu Hai Universität zu lehren, die 1947 in Guangzhou gegründet wurde. Im Herbst 1948 zog er mit seiner Familie nach Hongkong um, genauso wie im darauffolgenden Jahr die Universität und der gesamte Lehrkörper. Die Universität wurde unter dem Namen Chu Hai College of Higher Education in Hongkong offiziell registriert. Woo setzte seine Lehrtätigkeit fort und leitete die Abteilung für Bauingenieurwesen.
Bis ins hohe Alter hat Woo Bao-lien/Li-yu die Kunst der Kalligraphie und die Bewegungs- sowie Kampfkunst Taijiquan praktiziert.
Er starb 2004 im Alter von 92 Jahren in Kalifornien (USA), wo er auf einem der weitläufigen Friedhöfe in San Francisco begraben wurde.
Egas Bender de Moniz Bandeira (Hrsg.)
Egas Bender de Moniz Bandeira ist an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg wissenschaftlicher Mitarbeiter und affiliierter Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie in Frankfurt am Main. Er schrieb seine Doktorarbeit an den Universitäten Heidelberg und Tohoku (Japan) zur chinesischen Verfassungsgeschichte. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die globale politische und rechtliche Ideengeschichte des 19. und 20. Jh. mit Schwerpunkt auf Ostasien. Er veröffentlichte zahlreiche Aufsätze in Fachzeitschriften und mehrere Sammelbände zur Globalgeschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien sowie zur chinesischen Historiographie.
Xuansu Zhang (Hrsg.)
Xuansu Yhang ist Wissenschaftlerin im Fachbereich Ostasiatische Kunstgeschichte am Kunsthistorischen Institut der Freien Universität Berlin. Im Rahmen ihrer Tätigkeit ist Frau Zhang an verschiedenen internationalen und interdisziplinären Forschungsprojekten beteiligt. Sie fungiert als wissenschaftliche Koordinatorin und Übersetzerin zwischen der Freien Universität Berlin und der Zhejiang University im Rahmen des Publikationsprojekts Complete Works of Goryeo Paintings (918-1392). Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin beim internationalen Forschungsprojekt Silk Road Fashion des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen transkulturelle Aspekte antiker Textilien der Seidenstraße, chinesische Kalligraphie und Malerei sowie Kunstmanagement.
Es sind momentan noch keine Pressestimmen vorhanden.