Die jugendliche Rebellion gegen eine Gesellschaft, deren zwanghafte Strukturen als Fluchtmechanismen gegen die Erkenntnis existentieller Sinnlosigkeit dienen - das ist das Hauptthema der "Anstaltsnotizen" von Jo Piccol. Mit der Verleugnung aller objektiven Werte mutiert der Konflikt zwischen dem persönlichen Empfinden des Individuums und dem Nihilismus der Welt zu einem alptraumhaften Blick in menschliche Abgründe. Mit schockierender Radikalität und bizarren (Sprach-)Bildern entwirft Jo Piccol in den "Anstaltsnotizen" eine elegische Collage aus Angst und Gewalt, Macht und Ohnmacht, Sexualität und Tod - Schreiben im Angesicht des Nichts als brachialer Gegenentwurf zu den vielfältigen normativen Weltbildern, die die heutige Kultur in ihrem Bauchladen anzubieten hat. Für klassische lyrische Formen, romantische Schönmalerei und zum Selbstzweck hochstilisierte Wortkunst bleibt in dieser literarischen Eruption kein Platz, auch wenn sich der Autor einer höchst eigenständigen, artifiziellen Sprachtechnik bedient - seine persönliche Form, um immer wieder auf schmerzhafte Weise zu insistieren, dass sehr wohl sein kann, was für viele nicht erträglich ist. Die 1995 erstmals veröffentlichten "Anstaltsnotizen" gelten als Kultbuch und liegen hier in einer erweiterten und überarbeiteten Fassung mit Illustrationen von Armin Karner vor.
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